Bohrer-Typen einfach erklärt: Spiralbohrer, Lochsägen und Stufenbohrer

In der Welt der Elektrowerkzeuge ist der Bohrer eines der am häufigsten verwendeten Zubehörteile. Doch nicht jeder Bohrer ist gleich – je nach Material, Einsatzzweck und Lochgröße kommen unterschiedliche Bohrertypen zum Einsatz. Besonders häufig im Heim- und Handwerksbereich sind Spiralbohrer (auch HSS-Bohrer genannt), Lochsägen (auch Lochbohrer oder Kreisschneider) und Stufenbohrer. In diesem Artikel erfährst du alles Wissenswerte über diese drei Bohrertypen, ihre Einsatzbereiche, Vor- und Nachteile sowie praktische Tipps zur Auswahl und Anwendung.

1. Spiralbohrer (HSS-Bohrer): Der Klassiker für Metall und Holz

Was ist ein Spiralbohrer?

Der Spiralbohrer ist der wohl bekannteste und am häufigsten verwendete Bohrertyp. Er besteht aus einem zylindrischen Schaft, einem spiralförmigen Schneidbereich und einer geschärften Spitze. Die Spiralform dient dazu, Späne aus dem Bohrloch zu transportieren und den Bohrvorgang zu stabilisieren.

Typische Einsatzbereiche

  • Metall (mit HSS-Bohrern)
  • Holz (mit Holzbohrern)
  • Kunststoff (je nach Material)

Für verschiedene Materialien gibt es spezielle Ausführungen:

  • HSS-Bohrer (High Speed Steel): Ideal für Stahl, Aluminium, Messing
  • Holzspiralbohrer mit Zentrierspitze: Für präzise Bohrungen in Weich- und Hartholz
  • Betonbohrer mit Hartmetallspitze: Für Mauerwerk und Stein

Vorteile

  • Universell einsetzbar
  • Günstig in der Anschaffung
  • Große Auswahl an Größen und Materialien

Nachteile

  • Verschleiß bei hoher Hitzeentwicklung
  • Nicht ideal für große Lochdurchmesser
  • Gefahr des Verkantens bei dünnem Material

Praxistipp

Verwende beim Bohren in Metall Schneidöl oder Kühlmittel, um die Standzeit zu verlängern. Für präzise Löcher in Holz empfiehlt sich ein Vorbohren mit kleinerem Durchmesser.

2. Lochsäge (Lochbohrer): Große Löcher effizient schneiden

Was ist eine Lochsäge?

Die Lochsäge – auch bekannt als Lochbohrer oder Lochkrone – ist ein zylinderförmiger Aufsatz mit scharfen Zähnen am Rand. Im Zentrum befindet sich meist ein Führungsbohrer, der für Stabilität sorgt. Lochsägen eignen sich hervorragend zum Bohren von größeren Löchern mit Durchmessern zwischen 20 mm und 150 mm oder mehr.

Typische Einsatzbereiche

  • Installationen (Lampen, Steckdosen, Rohrdurchführungen)
  • Trockenbau und Holzverarbeitung
  • Kunststoff- und Leichtmetallbearbeitung

Lochsägen sind in verschiedenen Materialien erhältlich:

  • Bimetall-Lochsägen: Für Metall, Holz, Gipskarton
  • Hartmetallbestückte Lochsägen: Für Ziegel, Fliesen, Beton
  • Diamant-Lochsägen: Für harte Materialien wie Keramik oder Granit

Vorteile

  • Schnelles Bohren großer Löcher
  • Saubere Schnittkanten bei geeignetem Material
  • Breites Größenspektrum

Nachteile

  • Nicht für tiefes Bohren geeignet
  • Hoher Kraftaufwand bei harten Materialien
  • Gefahr der Überhitzung

Praxistipp

Arbeite mit niedriger Drehzahl und leichtem Vorschubdruck. Eine Bohrmaschine mit hoher Leistung (idealerweise mit Zusatzgriff) ist für große Lochsägen empfehlenswert. Bei Diamant-Lochsägen empfiehlt sich eine Wasserkühlung zur Verlängerung der Lebensdauer.

3. Stufenbohrer (Kegelbohrer): Vielseitig und präzise in Blech und Kunststoff

Was ist ein Stufenbohrer?

Der Stufenbohrer – auch Kegelbohrer genannt – ist ein kegelförmiges Werkzeug mit stufenförmig angeordneten Schneiden. Jede Stufe vergrößert den Lochdurchmesser um ein bestimmtes Maß. Besonders geeignet ist er für dünnwandige Materialien wie Blech oder Kunststoffplatten.

Typische Einsatzbereiche

  • Elektroinstallationen (Schaltschrankbau, Verteilerkästen)
  • Karosseriebau
  • Lüftungs- und Heizungsbau

Stufenbohrer gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, meist aus HSS oder mit Titanbeschichtung (TiN), um die Reibung zu reduzieren.

Vorteile

  • Mehrere Bohrdurchmesser mit nur einem Werkzeug
  • Kein Werkzeugwechsel nötig
  • Sehr sauberer Schnitt, kaum Gratbildung
  • Zentrales Anbohren meist ohne Vorbohren möglich

Nachteile

  • Nur für dünnes Material (meist bis 4–6 mm)
  • Höherer Preis im Vergleich zu Standardbohrern
  • Geringere Standzeit bei Billigprodukten

Praxistipp

Verwende eine Standbohrmaschine oder stabile Bohrmaschine mit niedriger Drehzahl. Arbeite mit mäßigem Vorschub, um die Schneiden nicht zu überlasten. Für präzise Ergebnisse empfiehlt sich ein Körnerpunkt zum Anbohren.

Vergleichstabelle: Bohrertypen auf einen Blick

MerkmalSpiralbohrerLochsägeStufenbohrer
Geeignete MaterialienMetall, Holz, KunststoffHolz, Gips, Metall, FliesenBlech, Kunststoff, Aluminium
Lochdurchmesser1 – 13 mm (Standard)20 – 150 mm+4 – 40 mm (mehrstufig)
TiefenbohrungJaNeinBedingt
SchnittqualitätMittel bis gutMittel bis sehr gutSehr gut (bei dünnem Material)
BohrmaschineStandardbohrmaschineLeistungsstarke MaschineStabilisierte Maschine empfohlen

Welcher Bohrer ist der richtige für dich?

Wenn du kleine bis mittlere Löcher bohren willst – zum Beispiel für das Anbringen von Schrauben, Dübeln, Regalen oder Möbelverbindungen – ist der klassische Spiralbohrer (auch HSS-Bohrer genannt) nach wie vor die erste Wahl. Spiralbohrer sind universell einsetzbar und in nahezu jedem Heimwerker- oder Profi-Set enthalten. Sie eignen sich hervorragend für Materialien wie Holz, Metall, Kunststoff und sogar weiches Mauerwerk – vorausgesetzt, du verwendest die richtige Variante (z. B. Holzspiralbohrer mit Zentrierspitze oder HSS-Bohrer für Metall). Sie sind in vielen Durchmessern erhältlich, robust, relativ günstig und auch für Einsteiger leicht zu handhaben. Wer regelmäßig bohrt, sollte auf gute Qualität achten und je nach Material mit Kühlmittel oder geringem Anpressdruck arbeiten, um die Lebensdauer zu verlängern.

Für größere Lochdurchmesser, wie sie bei der Installation von Deckenlampen, Steckdosen, Lüftungsschächten oder Rohrdurchführungen benötigt werden, kommt man mit einem Spiralbohrer schnell an die Grenzen. In diesem Fall ist die Lochsäge die deutlich bessere Option. Lochsägen sind ringförmige Aufsätze mit gezahnten Schneidkanten, die auf einen Adapter mit Führungsbohrer montiert werden. Es gibt sie in verschiedensten Größen und Materialausführungen – von Bimetall für Holz und Metall bis hin zu diamantbeschichteten Varianten für Keramik oder Fliesen. Wichtig ist, stets das passende Sägeblatt für das jeweilige Material zu wählen, um saubere Schnitte und eine lange Lebensdauer zu gewährleisten. Eine leistungsstarke Bohrmaschine ist bei der Arbeit mit Lochsägen empfehlenswert, insbesondere bei größeren Durchmessern oder harten Materialien.

Wenn du hingegen präzise und gratfreie Löcher in dünnwandigem Material wie Blech, Aluminium oder Kunststoffplatten bohren möchtest – etwa im Schaltschrankbau, Modellbau oder Fahrzeugumbau – ist der Stufenbohrer (auch Kegelbohrer genannt) die ideale Lösung. Durch seine abgestuften Durchmesser kannst du mit nur einem Werkzeug mehrere Lochgrößen realisieren, was nicht nur effizient ist, sondern auch Werkzeugwechsel spart. Die Schnitte sind besonders sauber und verlaufen zentrisch, selbst ohne Vorbohren. Allerdings ist der Stufenbohrer vor allem für dünnes Material geeignet, da bei dicken Werkstoffen die Stufen ihre Wirkung verlieren.

Mit dem richtigen Bohrertyp für den jeweiligen Einsatz erzielst du nicht nur bessere Ergebnisse, sondern arbeitest auch sicherer und zeitsparender – egal ob im Heimwerkerbereich oder auf der Baustelle.

Unterschätze nicht den Einfluss von Drehzahl, Vorschubkraft und Werkzeugpflege auf dein Bohrergebnis. Ein hochwertiger Bohrer, richtig eingesetzt, spart dir Zeit, Mühe und liefert bessere Ergebnisse – ganz egal, ob du Profi oder Heimwerker bist.

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